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Schnelles Internet dank Glasfaser für alle Oltner Haushalte?

Glasfaser Olten

Jüngst ist eine Diskussion über den möglichen Ausbau der Stadt Olten mit „richtiger“ Glasfaser entbrannt. Würde es sich lohnen, wenn die Stadt Olten im Rahmen von laufenden Strassensanierungen gleich auch Glasfaser verlegen und die Oltner Haushaltungen mit der neusten Technologie versorgen würde? Digital- und Telecom Experte Jean-Claude Frick vom Vergleichsdienst Comparis zu möglichen Ausrüstungen in Olten.

 

Wie sieht Comparis die Glasfaser-Entwicklung in der Schweiz im Benchmark zu andern Ländern? Nimmt die Schweiz eine Vorreiterrolle im Netzausbau ein?

jean-claude_frickJean-Claude Frick: Die Schweiz liegt im Vergleich zu anderen Ländern in der Spitzengruppe. Während Deutschland den Glasfaserausbau in den 90igern massiv voran getrieben hat, hinken andere Länder teilweise deutlich hinterher. Wir sind relativ spät gestartet haben aber inzwischen schon viele urbane, aber auch ländliche Gebiete mit Glasfaser ausgestattet http://www.glasfasernetz-schweiz.ch/getattachment/2fd49653-c7b6-4167-96e8-d5c6902466be/20160527_MM_Schweizer-Hochbreitbandnetz-belegt-europaweit-Spitzenplatz.pdf.aspx

Glasfaser ist in aller Munde, in Olten ist aktuell nur ein Neubaugebiet erschlossen, welche Vorteile bietet aus Sicht Comparis Glasfaser gegenüber Kupferkabel?
Glasfaser ist klar die Zukunft. Neue Dienste wie zum Beispiel 4K TV (auch als UHD-TV bekannt) brauchen immer mehr Bandbreite. Im Kupfernetz sind die theoretisch möglichen Bandbreiten begrenzt. Glasfaser bietet hier auch in ein paar Jahren noch genug Leistung um auch zukünftige Datendienste abdecken zu können.

Ist die Ausrüstung von Glasfasernetzen in der Schweiz ein Thema von Swisscom oder muss dies durch die Standortgemeinden angepackt werden?
In erster Linie müssen Gemeinden das Thema vorantreiben und auf die Anbieter zugehen. Meistens geschieht dies in Zusammenarbeit mit Swisscom oder den Elektrizitätswerken .

Kann eine Gemeinde den Ausbau von Glasfaser beschleunigen, wenn ja wie?
Wenn zum Beispiel Sanierungen an Wasser oder Gasleitungen anstehen sollte eine Gemeinde mit Swisscom und Co. schauen ob dann nicht auch gleich Glasfaserkabel verlegt werden können. Dadurch lassen sich Kosten senken. Grundsätzlich werden Swisscom und andere Provider immer erst schauen ob an einem Ort genug potentielle Kunden vorhanden sind bevor investiert wird. Möchte eine Gemeinde Glasfaser haben aber der Provider sich nicht an den Kosten beteiligen kann die Gemeinde auch selber tätig werden und die Kosten selber übernehmen.

Wem gehört in der Regel ein Glasfasernetz? Gibt es Studien oder grobe Schätzungen, welche Investitionen auf eine Gemeinde zukommen, wenn sie auf einen Netzausbau setzt?
Mir sind keine Studien bekannt. Grundsätzlich kommt es stark darauf an ob die Verlegung der Glasfaserkabel mit anderen Arbeiten kombiniert werden kann, beispielsweise Einbau eines neuen Strassenbelags oder beim Ersatz alter Wasser- und Abwasserleitungen.

Bietet Glasfaser in der Schweiz freie Providerwahl oder ist man an einen Anbieter gebunden? (Netzzwang)
Das Bundesamt für Kommunikation (BAKOM) empfiehlt Glasfaseranschlüsse immer mehrfasrig (mindestens 4 Fasern) zu verlegen. Dadurch können mehrere Provider ihre Dienste auf dem neuen Netz anbieten und man hat Auswahl. Das wird in der Schweiz von allen auch so umgesetzt.

Swisscom propagiert den Ausbau FTTS-Standard, also den Ausbau des Glasfasernetzes bis rund 200 Meter vor die Gebäude. Die eigentliche „letzte Meile“, also beim Hausanschluss bleibt es beim traditionellen Kupferkabel. Ein «Fibre to the Building FTTB» ist in älteren Quartieren von Städten nicht vorgesehen. Welche wichtigen Unterschiede bestehen aus Sicht Comparis bei diesen Angeboten für die Kunden?
Optimal ist natürlich der Glasfaseranschluss direkt ins Haus zu legen (FTTH) aber FTTS ist immer noch viel besser als gar kein Anschluss. Vor allem für Liegenschaftsbesitzer ist eine Erschliessung durch FTTS deutlich günstiger als FTTH. Das Kupferkabel lässt sich mit neuen Technologien wie VDLS und Docsis3 (bei Kabelanschlüssen) viel besser ausreizen als früher. Daher reicht in den meisten Fällen FTTS.

 Welche Empfehlungen kann man einem möglichen Konsumenten bzw Hausbesitzer geben? Ist ein Umstieg von Kupfer auf Glasfaser finanziell überhaupt attraktiv und mit welchen Kosten müssen Eigentümer und Mieter rechnen? Kann man sich zu diesem Thema überhaupt unabhängig informieren?
Das kommt auf die persönlichen Bedürfnisse an. Wer einen Neubau plant, sollte von Anfang an FTTH einplanen und die Liegenschaft entsprechend anschliessen lassen. Ein Umstieg von Kupfer auf Glas lohnt nur in grossen Liegenschaften mit vielen Parteien. Die Kosten dafür können sehr unterschiedlich und lassen sich nicht pauschal beantworten.

1 Kommentar zu “Schnelles Internet dank Glasfaser für alle Oltner Haushalte?

  1. Ich ziehe Anfang kommendes Jahr nach Olten und werde mir meine Telekomdienste erst einmal via UPC holen. Swisscom hatte ich am alten Wohnort als Notlösung, kommt für mich wegen ihrer proprietären, einschränkenden TV-Hardware sowie dem geringeren Speed jedoch nicht mehr in Frage.

    Es ist schade, dass das sonst so hervorragend vernetzte Olten in Sachen Telekommunikation vielerorts noch nicht auf dem neuesten Stand ist.
    Ich hoffe sehr, dass bei einem künftigen Bau von Glasfaserinfrastruktur diese für alle interessierten Anbieter geöffnet wird, wie dies heute schon z.B. in Bern oder Basel der Fall ist. Quickline statt UPC wäre in Olten z.B. schon mal eine feine Sache….

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