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Glasfaser: Stadt Olten verpasst Chance für freien Wettbewerb und Anbieterwahl

Glasfaser Olten

Meine Meinung – Die Stadt Olten setzt beim Glasfaser-Ausbau, also dem schnellen Internet, im Gegensatz zu anderen Schweizer Städten auf einen Monopol-Anbieter statt auf freien Wettbewerb. Anders in anderen Schweizer Städten. Sie haben eine klare Strategie, wie sie ihrer Bevölkerung einen möglichst offenen Zugang zum Internet der Zukunft anbieten wollen. In St. Gallen beispielsweise sollen bis 2018 90 Prozent aller Privathaushalte und Firmen an das schnelle Breitbandnetz der Stadt angeschlossen werden. Die Stadt St. Gallen plant dabei ein offenes Netz, über das alle Internet-, Telefon- und Fernsehanbieter ihre Dienste frei zur Verfügung stellen können. Das städtische Glasfasernetz finanziert sich langfristig selber und es werden keine Steuergelder eingesetzt. Dies soll den Wettbewerb bei den Kommunikationsdiensten fördern.

In Olten hingegen setzt man mangels einer klaren Digital-Strategie auf Swisscom und in den meisten Haushaltungen den sogenannten «Fibre to the Street» (FTTS) Standard. (Siehe Mitteilung der Stadt Olten) Einfacher ausgedrückt: Ein Monopolist baut ohne Zutun der Stadt eine Grundversorgung mit schneller Glasfaser nach den eigenen Bedürfnissen aus, die schnelle Leitung endet aber aus Kostengründen nicht etwa im Haus der Oltnerinnen und Oltner, sondern 200 Meter entfernt in einem Quartierverteiler.

Die letzten Meter werden mit bestehendem Kupferkabel überbrückt und die Leitung künstlich beschleunigt. Gleichzeitig sichert sich der Ausrüster über Jahrzehnte hinweg das Leitungsmonopol und diktiert die Preise und das Angebot innerhalb der Stadt. In der Konsequenz für die Oltner Bevölkerung heisst dies, dass mit Ausnahme von Olten Südwest und anderen grossen Neubaugebieten für einen Grosssteil der Oltner Bevölkerung nur ein eingeschränkter „richtiger“ Netzausbau stattfindet.

Hätte die Stadt oder der Verwaltungsrat des Energieversorgers «aen» – zwei amtierende Stadträte und ein ehemaliger Stadtpräsident haben Einsitz – frühzeitig Gegensteuer gegeben und eine eigene Digital-Strategie entwickelt, könnte die Bevölkerung in Olten in einem freien Netz surfen und ihre Internetanbieter selber aussuchen. Ein echter Wettbewerb und tiefere Preise für jeden Haushalt würde ermöglicht.

Jetzt profitiert Swisscom doppelt. Einerseits setzt Swisscom nur auf eine kostengünstige Light-Lösung «Fibre to the Street FTTS» welche eigentlich keine richtige Glasfaser darstellt – weil die letzten Meter zur Haustür aus Kostengründen in bestehenden Quartieren meist gar nicht ausgebaut werden – andererseits sorgt sie so für eine monopolistische Abhängigkeit der Bevölkerung bei der Anbieterauswahl. Kunden binden sich damit über Jahre an Swisscom. Andere Anbieter können keine günstigen Angebote anbieten, weil sie keinen freien Zugang auf die verlegte Glasfaserleitung erhalten.

Hätte die Stadt Olten eine eigene Strategie entwickelt und zusammen mit den Städtischen Werken http://www.aen.ch einen eigenen «Fibre to the Building FTTB» Ausbau forciert, so könnte in den kommenden Jahrzehnten ein gesunder Wettbewerb stattfinden. Intelligente und innovative Städte wie St. Gallen machen es vor: Innerhalb der nächsten zehn Jahre soll ein flächendeckendes Glasfasernetz, welches ca. 90 Prozent aller Unternehmen und Haushalte mit Glasfaseranschlüssen versorgt, gebaut werden.

Der restliche Ausbau folgt ab 2018 und wird mit den Einnahmen aus dem laufenden Geschäft der Sankt Galler Stadtwerke finanziert. Der Businessplan der Sankt Galler Stadtwerke, basierend auf dem Pilotprojekt, sieht Investitionskosten in Höhe von CHF 78 Mio. vor. Nach ungefähr fünf Jahren wird gemäss Businessplan die Gewinnschwelle erreicht, nach 25 Jahren sollen die gesamten Investitionen refinanziert sein. Die Investition wird mit zwei Rahmenkrediten über die Investitionsrechnung der Sankt Galler Stadtwerke finanziert. Das städtische Glasfasernetz finanziert sich langfristig selber und es werden keine Steuergelder eingesetzt.

Mit dem Bau eines eigenen Glasfasernetzes mit offenem Zugang schafft die Stadt St. Gallen, als eine der ersten Schweizer Städte, Vorteile für die Nutzung dieser neuen, zukunftsorientierter Kommunikationsdienstleistung. Damit erhöht sich der Wettbewerbsvorteil sowohl für Unternehmen wie auch für den Bildungsbereich mit günstigem und modernem Zugang zu multimedialen Diensten.

Olten hat damit eine einmalige Chance im Ausbau der Glasfaser verpasst.

 

4 Kommentare zu “Glasfaser: Stadt Olten verpasst Chance für freien Wettbewerb und Anbieterwahl

  1. Früher arbeitete man freiwillig und unkompliziert zusammen. So entstanden beispielsweise etliche, erfolgreiche Fernsehgenossenschaften und damit ein sehr dichtes, breitbandiges Kabelnetz in der Schweiz. Dazu gehörte auch, dass wenn irgendwo ein Graben geöffnet wurde, dass Kabel und Leerrohre verlegt wurden. Ohne komplizierte Durchleitungsverträge und Pipapo. Heutige Situation sieht man zum Beispiel bei der Fernsehgenossenschaft Wangen b. Olten: Der ehemalige Präsident, Gründungsmitglied und Pionier wurde vor Jahren in einer koordinierten Aktion abgewählt. Fachleute hat es heute im Vorstand keine mehr. Nicht, weil keine Fachleute zur Verfügung stehen, sondern weil sich der heutige Vorstand nicht darum interessiert. Solche Situationen haben zur Folge, dass Chancen und Innovationen – auch auf freiwilliger Basis – grobfahrlässig wenn nicht sogar vorsätzlich verpasst werden. Verordnungen bräuchte es dafür nicht. Nur Willen und gesunder Menschenverstand. Auch in der Stadt Olten. Initiative Techniker und Ingenieure hätte es genug.

    An der Breitband-Zukunft (FTTH, Mobil G5) müsste eigentlich auch auf lokaler Ebene, vor allem bei Industrie und Wirtschaft ein grosses Interesse bestehen, insbesondere wir in Olten an der FHNW auch die Hochschule für Wirtschaft (u.a. Wirtschaftsinformatik) beherbergen. Eine lokale Initiative auf Basis eines breit abgestützten und parteipolitisch unabhängigen Vereines wäre wahrscheinlich die praktikabelste Lösung. Ich wäre dabei! Wer noch?

    • +1 für diesen Kommentar. Auch ich bin dabei! Als Techniker kann ich nur den Kopf schütteln, wenn ich die verlinkte Medienmitteilung lese. Init 7 hätte in Olten sogar einen POP, was den Markt regelrecht auffrischen würde, aber nein man wählt FTTS…

  2. Ralf Beyeler

    „FTTS“ – von Swisscom häufig auch „alternative Glasfasertechnologien“ genannt – ist eine Mogelpackung. Das Wort Glasfaser tönt nach Fortschritt, also verwenden Swisscom – wie auch UPC – das Wort Glasfaser, auch wenn es gar kein Glasfaser ist. Die Leitung auf der letzten Meile bremst den Internet-Zugang massiv aus. Man darf nicht vergessen, die Kupferleitungen liegen seit Jahrzehnten im Boden.

    Swisscom hat jahrelang Gas beim Glasfaser gegeben, inzwischen jedoch den Glasfaser-Ausbau praktisch vollständig aufgegeben.

    „alternative Glasfasertechnologien“ können die Bedürfnisse der Kunden nicht befriedigen. Die Gemeinde Olten wird ihr Nichtstun noch bitter bereuen. Sowohl Bürger (=Steuerzahler) wie Firmen verlangen heute eine gute Infrastruktur, insbesondere auch im Kommunikationsbereich. Gemeinden, die das nicht bieten, werden verlieren.

  3. Beim Energieversorger habe ich auch direkt nachgefragt und die Antwort war deutlich. Die Stadt hätte daran kein Interesse und man baue nur FTTH an Schulen und Firmen. Also macht euch keine Sorgen um die FHNW usw. die werden versorg. Nur wir Anwohner werden einmal mehr mit kaum was abgespeist. Es ist eine Schande das man nur die Wahl zwischen Pest (Swisscom) und Cholera (UPC) hat in Olten. Beide Ruhen sich seit Jahren auf ihren Arsch aus und reden nur von neuen Technologien aber tun alle paar Jahre nur das Minimum. UPC redet seit 3 Jahren von Docsis 3.1 und es ist noch immer nicht umgesetzt, nein noch schlimmer. Seit 1.5 Jahren gurke ich abends mit knapp 1/5 des Speeds rum den ich eigentlich haben sollte und man hört immer dieselben ausreden. Das das Bakom nicht endlich eingreift und was gegen die Abzocke und der Ausrede mit „Best Effort“ was tut kann ich nicht verstehen. Wenigsten geht in England und den USA nun etwas und es regt sich Widerstand. (Quelle: golem.de) und da wir immer Nachzügler sind tut sich dann vielleicht in 2-3 Jahren mal was. Aktuell scheint nur ein Umzug was zu bringen.

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