Allgemein Innenstadt

Projekt «Enzo-Möbel für Olten»: Wenn sich eine Stadt selber verwaltet

Enzo Möbel

Eine Lokalposse der besonderen Art spielt sich derzeit in der Innenstadt des beschaulichen Städtchens Olten ab. Hintergrund ist eine riesige leere Freifläche auf der sogenannten Kirchgasse, die von der Bezeichnung und Grösse her auf Kirchplatz umgetauft werden müsste.

Der innovative Oltner Yves Stuber vom Kulturmagazin KOLT lancierte eben wegen dieses leeren Platzes ein Crowdfundig-Projekt zur Verschönerung der Innenstadt Olten. Er hatte die Idee, die heute leere Fussgängerzone in der Kirchgasse mit farbigen Enzo-Möbeln aufzupeppen. Diese Möbel sind in verschiedenen europäischen Städten anzutreffen und bei den Nutzern sehr beliebt. Bieten sie einerseits eine schöne Sitzgelegenheit, andererseits können sie ergänzt mit einem Sonnenschirm auch als Schattenspender dienen. Farbige Blickpunkte die Akzente setzen.

Um sich abzustimmen, trafen sich die Initianten schon vorab mit Vertretern der Stadt Olten um diese über die Projektidee zu informieren. Die Reaktion der Stadt war dabei grundsätzlich nicht negativ, allerdings wurde bereits bei diesem Gespräch der Standort Kirchgasse in Frage gestellt.

Der Oltner Kulturförderer Stuber lancierte nichts desto trotz sein Crowdfundig-Projekt, um 15’000 Franken für die Beschaffung dieser Möbel zu aufzutreiben. Der Erfolg bei der Bevölkerung war überwältigend und innerhalb kürzester Zeit, noch vor Ablauf der Sammelfrist, war das Geld beisammen, denn das Projekt genoss bei der Oltner Bevölkerung breite Unterstützung. Über 40 Einwohner spendeten 120 Franken, viele Spender ein kleines Nötli und jemand sogar 2500.- Franken.

Noch während der Sammelaktion wurde aber auch den Spendern klar kommuniziert, dass die ursprünglichen Visualisierungen mit einem Standort an der Kirchgasse wohl unrealistisch sein würden. Die Verantwortlichen der Stadt erachteten für eine Pilotphase aus ihrer Sicht vielmehr eine Möblierung der Vorplätze Schützi neben der Oltner Badi und Fachhochschule Nordwestschweiz auf der rechten Stadtseite als sinnvoll.

Es entstünde wohl zu viel Aufwand für das Herumschieben der rund einhundert Kilo schweren Enzo-Möbel bei einer Möblierung der Kirchgasse, denn die Stadt argumentierte damit, den Standort für den Markt, Events und für die mögliche Querung der Kirchgasse durch Busse zu nutzen.

Aber es ist wohl anzunehmen, dass die Enzo-Möbel auch dafür sorgen, dass die städtische Putzmaschine statt gerader Bahnen ein paar Kurven um die Sitzobjekte hätte drehen müssen. An den feuerpolizeilichen Auflagen kann es auch nicht gelegen haben, denn diese sehen vor, eine Schneise für die Durchfahrt eines Feuerwehrautos von vier Metern offen zu lassen. Dies stellt auf der platzähnlichen Kirchgasse kein Hindernis dar und wo ein Feuerwehrauto fahren kann, ist dies wohl auch für einen Busfahrer kein Hindernis, sollte dieser überhaupt einmal die Fussgängerzone in der Kirchgasse befahren müssen.

So liess die Stadt im Oltner Tagblatt bereits Mitte Juni 2016 verlauten, dass ein Projekt grundsätzlich eine gewisse Nachhaltigkeit hinsichtlich Organisation und Finanzierung aufweisen und von allgemeinem Interesse sein müsse. Solche Kriterien seien beim Projekt «Enzo-Möbel für Olten» durchaus erfüllt.

Mitte August sind die Enzo Möbel nun eingetroffen und verpackt vor der Halle Schützenmatte gelagert. Wie bei Geldbeschaffungsprojekten üblich, wollten die Projektverantwortlichen den Spendern einen Gegenwert bieten und die Enzo-Möbel auf der Kirchgasse symbolisch taufen.

Zwischenzeitlich scheint im Stadthaus der Wind jedoch gedreht zu haben und ein Verantwortlicher der Stadtverwaltung liess sich jüngst im Oltner Tagblatt wie folgt zitieren: «Da die politischen Behörden die Möbel nicht auf der Kirchgasse wollen, macht es keinen Sinn, sie auch nur eine Woche auf der Kirchgasse zu platzieren.» was übersetzt soviel bedeutet, dass der Stadtrat oder das Stadtpräsidium sich klar gegen eine kurzzeitige Platzierung der Möbel auf der Kirchgasse ausgesprochen haben. Andere Stellen der Stadt hätten in einer kurzzeitigen Platzierung der Möbel zu taufzwecken überhaupt kein Problem gesehen, wird mündlich kolportiert.

Wie einem Bild auf der Facebook-Seite „Olten“ zu entnehmen ist, hat am Wochenende auf unerklärliche Weise eines der einhundert Kilo schweren Sitzmöbel nun doch den Weg bis zur Kirchgasse gefunden. Obwohl wegen eines anderen Events auf der Schützenmatte durch die Hells Angels bewacht, haben unbekannte am Wochenende eine der farbigen Liegen direkt neben dem Brunnen in der Fussgängerzone platziert. Und siehe da, das Möbel wurde dafür genutzt, wofür es Yves Stuber vorgesehen hatte, nämlich als bequeme Sitzgelegenheit.

Ob der Werkhof Olten nun einschreitet und das verirrte Möbel wieder in der Schützenmatte deponiert oder ob die Verantwortlichen im Stadthaus Milde walten lassen wird sich zeigen. Auf alle Fälle lässt sich das Zwischenfazit ziehen, in der Stadt Olten niemals eine innovative und bürgernahe Idee zu lancieren, ohne vorher mit der Stadtverwaltung gesprochen und sich deren Zustimmung schriftlich zugesichert zu haben. Ein unverbindlicher Test scheint derzeit leider nicht möglich und so wird die Oltner Bevölkerung wohl nie erfahren, ob eine friedliche Koexistenz von Enzo-Möbeln und Marktständen möglich gewesen wäre. Schön wäre es, wenn im Stadthaus in dieser Frage noch ein Umdenken stattfinden würde.

 

 

1 Kommentar zu “Projekt «Enzo-Möbel für Olten»: Wenn sich eine Stadt selber verwaltet

  1. Carmen Droll

    Wollen wir eine lebendige Sdadt, so ist doch noch einiges zu tun. Die Enzo Möbel wären ein Anfang. Immer nur den Aufwand sehen und alles abschmettern. So lässt sich‘ s leicht „regieren“ Innovation tut Not in unserer Stadt.

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